Anerkennung gefunden hat.
Durch die Anwesenheit der zahlreichen auslдndischen Arbeiter und ihrer
Angehцrigen haben Religionsgemeinschaften, die frьher in Deutschland kaum
vertreten waren, stark an Bedeutung gewonnen. Das gilt fьr die griechisch-
orthodoxe Kirche und besonders fьr den Islam. Heute leben in der
Bundesrepublik mehr als 1,8 Millionen Moslems, zumeist Tьrken.
7.Gemeinsames Handeln.
In den Jahren 1933-1945 haben viele evangelische und katholische Christen
tapfer gegen die Hitler-Diktatur
gekдmpft. Stellvertretend seien hier Pastor Martin Niemцller und Bischof
Clemens August Graf von Galen genannt. Die Zusammenarbeit in diesem Kampf
hat das Verstдndnis fьreinander gestдrkt und die gemeinsame politische
Verantwortung deutlich gemacht. Aufgrund dieser Erfahrungen wird heute von
den Kirchen in hohem MaЯ цffentliche Verantwortung wahrgenommen, auch durch
Denkschriften und andere Formen publizistischer Tдtigkeit.
Auf vielfдltige Weise wenden sich die Konfessionen an die Цffentlichkeit.
Besonders zu nennen sind hier die beiden Laienbewe-gungen, der Deutsche
Katholikentag (seit 1848) und der Deutsche Evangelische Kirchentag (neu
seit 1949). Die karitative Arbeit der Kirchen leistet auf katholischer
Seite der Deutsche Caritasverband, auf evangelischer das Diakonische Werk.
Seit dem Wiederaufbau im Inneren haben sich beide Kirchen in der
Entwicklungshilfe stark engagiert. Es entstanden groЯe kirchliche
Hilfswerke, die aus freiwilligen Spenden der Glдubigen finanziert werden.
So sammelten die evangelische Aktion »Brot fьr die Welt« und das
katholische Werk »Misereor« Milliardenbetrдge fьr die Linderung akuter
Notfдlle und die Verbesserung der Lebensverhдltnisse, vor allem fьr die
Fцrderung langfristiger EntwicklungsmaЯnahmen und die Hilfe zur
Selbsthilfe.
In jьngster Zeit haben sich die christlichen Kirchen - auch durch
offizielle Stellungnahmen - in den Diskussionen ьber Frieden und Abrьstung,
Auslдnder- und Asylpolitik, Arbeitsmarktpolitik und Umweltschutz zu Wort
8.Antisemitismus
Als grцЯte nichtchristliche Religionsgemeinschaft in Deutschland wurden die
Juden zu einem Hauptangriffsziel nazisti-scher Politik. Barbarischer
Antisemitismus wurde zur gewaltsam durchgesetzten Staatsdoktrin
(politischer Grundsatz) und gipfelte in der massenweisen Vertreibung und
Ausrottung von Juden. Die deutsche Bevцlkerung bezog dagegen im groЯen und
ganzen keine Opposition.
Ab 1935 galten fьr Juden in Deutschland folgende Verbote Verboten war den
Juden u.a.:
• Benutzung von Kraftwagen
• Benutzung von Leihbьchereien
• Benutzung цffentlicher Badeanstalten
• Benutzung цffentlicher Fernsprecher
• Benutzung von Fahrkartenautomaten
• Benutzung von Parkbдnken, die nicht gelb gestrichen waren
• Benutzung von StraЯenbahnen, Omnibussen (nur mit Fahrerlaubnis)
• Benutzung von Sitzplдtzen in цffentlichen Verkehrsmitteln
• Ausьbung von freien und vielen anderen Berufen
• Beschдftigung nichtjьdischer Hausangestellter
• Bestellung von Sachverstдndigen
• Besuch von Gaststдtten
• Betreten bestimmter StraЯen in den Stдdten
• Betreten von Bahnhцfen, Wartesдlen
• Betreten von Wдldern
• Bezug von Fleisch, Fisch und anderen Lebensmitteln
• Einzelbeschдftigung von Arbeitern
• Empfang von Gratifikationen und Ruhegehдltern
• Empfang von Kontrollkarten fьr Auslandsbriefverkehr
• Fьhrung von Kьnstlernamen
• Halten von Brieftauben und Haustieren
• Mitgliedschaft in Privatversicherungen
• Tragen von Orden und Abzeichen aller Art
• Verlassen der Wohngemeinde (auЯer mit besonderen Genehmigungen)
• Verlassen der Wohnungen (nachts)
• Verfьgung ьber bewegliches Eigentum und sonstiges
.
Nach 1945 suchte die evangelische Kirche einen neuen Anfang. Es ging um das
AusmaЯ der Erneuerung der Kirche. Ein besonders brisanter Punkt der
innerhalb der Kirchen gefьhrten Auseinandersetzungen war die Frage nach der
kirchlichen Mitschuld an der nationalsozialistischen Diktatur. Ein
prominenter Vertreter der Bekennenden Kirche, Pastor Martin Niemцller (1892-
1984), erklдrte dazu im August 1945:
»Unsere heutige Situation ist aber auch nicht in erster Linie die Schuld
unseres Volkes und der Nazis. Wie hдtten sie den Weg gehen sollen, den sie
nicht kannten? Sie hatten doch einfach geglaubt, auf dem rechten Weg zu
sein! - Nein, die eigentliche Schuld liegt auf der Kirche; denn sie allein
wuЯte, daЯ der eingeschlagene Weg ins Verderben fьhrte, und sie hat unser
Volk nicht gewarnt.«
9.Kirche in Deutschland nach 1945 -Aufbruch wohin?
Die Teilung Deutschlands nach dem Zweiten Weltkrieg und die Entstehung von
unterschiedlichen gesellschaftlichen Ordnungen in beiden deutschen Staaten
beeinfluЯten auch diekirchliche Entwicklung. Zu drдngenden Problemen, die
sich zudem in der Bundesrepublik Deutschland wie der Deutschen
Demokratischen Republik differenziert stellten, ergriffen Christen
unterschiedliche Positionen.
Drei groЯe Komplexe zeigten sich dabei immer wieder:
• die Verantwortung der Kirchen fьr die Entwicklungen unter der
Naziherrschaft, besonders das Versagen in der Judenfrage,
• die Wiederherstellung der Einheit Deutschlands,
• die atomare Kriegsgefahr und die Aufrьstung Deutschlands.
10.Sдkularisierung: werden es wirklich immer weniger?
Umfragen zur
Religion:
Seit 1980 wurden mehrere Studien erarbeitet, die sich mit der
gesellschaftlichen Bedeutung von Religion beschдftigen. In elf europдischen
Lдndern und den USA wurde 1981/82 eine groЯe Umfrage durchgefьhrt. Sie
hatte zum Ziel, die Werte zu ermitteln, die gesellschaftliche Bedeutung
besitzen. In anderen Umfragen wurde dem Zusammenhang von religiцser
Ьberzeugung und Einstellung zu gesellschaftlichen Problemen nachgegangen.
Einige beachtenswerte Ergebnisse finden sich auf den folgenden Seiten.
Im Frьhjahr 1987 verцffentlichte das Demoskopische Institut in Allensbach
einen auf die BRD bezogenen Auswertungsbericht. Fьr das Gebiet der
ehemaligen DDR lagen solche detaillierten und aktuellen Untersuchungen
bisher цffentlich nicht vor.
Als Ergebnisse wurden u. a. ermittelt: deutliche
Ьberalterung der Gottesdienstbesucher; Religiositдt und
Kirchlichkeit sind bei Frauen wie Mдnnern im Rьckgang;
Frauen sind stдrker religiцs eingestellt und auch der
Kirche nдher als dies bei Mдnnern der Fall ist; die
Jьngeren sind weniger religiцs als die Дlteren, die
Berufstдtigen weniger als die Nichtberufstдtigen.
Kirchliches
Leben
Von Bedeutung fьr die Intensitдt kirchlichen Lebens ist die GrцЯe der
Stadt. Der Anteil der Besucher von Gottesdiensten, derjenigen, die beten
und derjenigen, die an ein Weiterleben nach dem Tode glauben, sinkt
deutlich mit zunehmender Einwohnerzahl einer Stadt. Je grцЯer die
Einwohnerzahl, um so niedriger der Anteil der religiцs eingestellten bzw.
kirchlich gebundenen Bevцlkerung.
Sдkularisierung: Werden es wirklich immer weniger?
|Frage: »Welche von den Aussagen hier kommt Ihren |
|Ьberzeugungen am nдchsten?« (Vorlage einer Liste) |
| |Personen, die an Gott |Es sind |
| |glauben, begreifen ihn|ohne |
| |als |faЯbaren |
| | |Gottesbeg|
| | |riff |
| |leibhaftige|eine | |
| |n Gott |geistige | |
| | |Macht | |
| |% |% |% |
|USA |69 |25 |5 |
|Europa |40 |41 |15 |
|Bundesrepublik |38 |48 |14 |
|Deutschland | | | |
|Schweden |34 |47 |16 |
|Dдnemark |39 |32 |19 |
|GroЯbritannien |40 |42 |15 |
|Republik Irland |77 |15 |5 |
|Holland |52 |30 |14 |
|Belgien |50 |27 |17 |
|Frankreich |39 |31 |25 |
|Spanien Italien |62 |23 |12 |
| |31 |55 |9 |
Aussagen auf der Liste:
(1) Es gibt einen leibhaftigen Gott.
(2) Es gibt eine geistige Macht.
(3) Ich weiЯ nicht richtig, was ich glauben soll.
(4) Ich glaube nicht, daЯ es einen Gott oder irgendeine geistige Macht
gibt.
(Quelle: Internationale 'wertestudie 1981/82)
Solche Zusammenhдnge lassen sich bis 1990 auch fьr die Entwicklung
hinsichtlich Religiositдt und Kirchlichkeit auf dem Gebiet der ehemaligen
DDR nachweisen. Bei aller Ьbereinstimmung sind besonders zwei Unterschiede
wichtig: die Sдkularisierung ist im Osten Deutschlands erheblich groЯer
.AuЯer- dem ist hier der Protestantismus die eindeutig vorherrschende
Konfession. Ende der 80er Jahre waren ьber 85 Prozent aller
Kirchenmitglieder protestantisch, zwцlf Prozent katholisch und etwa ein
Prozent gehцrte zu einer der etwa 30 kleineren Religionsgemeinschaften.
Die Altersstruktur von Kirchennahen und Kirchenfernen
| |1953 |
| |Insges|Katholiken |Protestanten |
| |amt | | |
| |% |kirche|kirche|kirche|kirchen|
| | |nnah |nfern |nnah |fern |
| | |% |% |% |% |
|18-24 Jahre|14 |16 |15 |12 |17 |
| |10 |8 |10 |9 |13 |
|25-29 Jahre|29 |25 |35 |26 |31 |
| |28 |30 |29 |28 |25 |
|30-44 Jahre|19 |21 |11 |25 |14 |
| | | | | | |
|45-59 Jahre| | | | | |
| | | | | | |
|60 Jahre | | | | | |
|und дlter | | | | | |
| |100 |100 |100 |100 |100 |
| |1979 |
| |Insges|Katholiken |Protestanten|
| |amt | | |
| |% |kirche|kirche|kirche|kirch|
| | |nnah %|nfern |nnah |enfer|
| | | |% |% |n % |
|18-24 Jahre |13 | 8 | 16 | 9 | 17 |
|25-29 Jahre |10 |4 |14 |4 |10 |
|30-44 Jahre |29 |16 |29 |20 |35 |
|45-59 Jahre |22 |27 |23 |22 |20 |
|60 Jahre und|26 |45 |18 |45 |18 |
|дlter | | | | | |
| |100 |100 |100 |100 |100 |
1953 ohne Saarland und West-Berlin (Quelle: Allensbacher Archiv, lfD-
Umfragen 225, 1287)
11.Andere Jugendinteressen:
Zunehmend wichtiger wird es, das Interesse, insbesondere bei jьngeren
Menschen an Astrologie, Parapsychologie, Hellsehen u. a. wahrzunehmen. Es
wird ein Zusammenhang vermutet zwischen rьcklдufiger traditioneller
Religiositдt und der Hinwendung zu diesen Praktiken. Die Ergebnisse der
Shell-Studie lassen erkennen, daЯ fьr zunehmend mehr Jugendliche die
Konfessionszugehцrigkeit belanglos wird. Erkennbar wird eine erhebliche
Distanz zur Kirche. Jeder zweite der 15- bis 24jдhri-gen zeigte aber eine
aktive Bereitschaft fьr eine »religiцse, transnaturale Dimension« seines
Lebens.
Auch wenn traditionelle Kirchen und konfessionelle Bindungen abnehmen, wird
dennoch die Hдlfte der Jugendlichen von religiцsen Fragen bewegt. Sie
wдhlen aber weder den Weg in die Kirchen, noch strцmen sie in hellen
Scharen zu den Jugendreligionen.
Das Auflцsen kirchlicher Bindungen und der Verzicht auf kirchliche
Leistungen gehen einher mit abnehmender Anerkennung des ьberlieferten
christlichen Glaubens. Das bedeutet freilich nicht, daЯ nachlassender
Besuch des Gottesdienstes generell mit dem Rьckgang christlichen Glaubens
gleichgesetzt werden kann. Es sind tendenziell immer weniger, die vom
christlichen Glauben Trost und Beistand in gesellschaftlichen wie
individuellen Konflikten erhoffen. Immer mehr Menschen erwarten
augenscheinlich vom christlichen Glauben immer weniger und schlieЯlich gar
nichts mehr. Weder fьr die Bewдltigung der persцnlichen Probleme, Konflikte
und Krisen, noch bei der Lцsung gesellschaftlicher Problem- und
Handlungsfelder werden der betreffenden Religion Lцsungen oder
Trostvermittlung zugetraut.
12.Politik und Religion: geht das gut?
Christliche Parteien
Politische Parteien und Bьrgerbewegungen unterhalten Beziehungen und
Kontakte zu Kirchen und religiцsen Einrichtungen. Sie sind bestrebt, dabei
ihre politischen Auffassungen einzubringen. Und natьrlich gehцren Christen
- Katholiken und Protestanten - allen zur Zeit in Deutschland bestehenden
Parteien an. Manche dieser Parteien verfьgen ьber besondere Ar-beits- bzw.
Interessenkreise fьr die Christen unter ihren Mitgliedern. Einige Parteien
berufen sich in ihrem Programm bewuЯt auf christliche Werte und christliche
Ethik. Als solche christlichen Werte werden z. B. Nдchstenliebe,
Gerechtigkeit, Frieden, Bewahrung der Schцpfung und Solidaritдt genannt.
Eine solche Partei ist nicht die Partei einer Kirche und nicht die Partei
der Christen im engeren Sinn. Sie ist insofern eine christliche Partei, als
sie erklдrt, auf der Basis christlicher Werte Politik zu machen.
Christliche Haltungen zur Politik
Christliche Auffassungen kцnnen sich mit sehr unterschiedlichen politischen
Ьberzeugungen verknьpfen. Christlicher Konservatismus ist ebenso mцglich
wie der »religiцse Sozialismus«. Die Verbindung von Politik und Religion
sehen Religionsgemeinschaften wie auch einzelne Christen unterschiedlich.
Manche stimmen einer Verbindung von Religion und Politik generell nicht zu.
Dazu gehцren jene, die es ablehnen, sich an der Politik zu beteiligen, wie
z.B. Zeugen Jehovas. Andere verweigern aus Glaubensgrьnden den Wehrdienst
und sind so konsequente religiцse Pazifisten, wie z.B. Quдker. Kirchen und
Religionsgemeinschaften treffen politische Aussagen, wenn sie sich zu
gesellschaftlichen Themen дuЯern, z. B. in Enzykliken (pдpstlichen
Lehrschreiben), in Hirtenbriefen (kirchlichen Rundschreiben) und in
Denkschriften.
So sagen viele Christen, daЯ ihr Glaube an Christus den Erlцser sie fьr die
Schwachen, die Leidenden und Elenden auf unserer Welt eintreten lдЯt. Ihr
Einsatz fьr Menschenrechte und soziale Gerechtigkeit sei Ausdruck ihres
Glaubens. In den Kirchen der bisherigen DDR haben sich immer wieder
Christen fьr diese Ziele eingesetzt. Insbesondere auf Veranstaltungen
wдhrend der jдhrlichen Friedensdekaden im November oder auf Kirchentagen
geschah dies.
Den AbschluЯ unserer Ьberlegungen zu diesem wichtigen Problem, das die
Grundsдtze menschlichen Zusammenlebens berьhrt, sollen die Aussagen eines
spanischen Gelehrten, Professor Ivan C. Iban, bilden:
»Ich glaube erstens, daЯ der Staat die Auswahl der Werte, die er schьtzen
will, дndern muЯ. In seinem Bemьhen, die Gruppen, die Minderheiten usw. zu
schьtzen, hat er den Schutz des Wichtigsten vergessen: den Schutz des
einzelnen Menschen. Der einzelne muЯ geschьtzt werden, nicht die Gruppe.
Und zweitens meine ich, daЯ jedes Handeln eines Staatsbьrgers, daЯ niemand
anderem schadet, ein Recht ist.«
Befьrwortet wird eine Haltung des Staates, »den neuen und den
traditionellen Religionen denselben Rechtsstatus zu gewдhren.«
Список литературы:
1.PreiЯler H.;Bohm G.,PleЯke G.“Religionen unserer Welt“-Militzke
Verlag.,Leizig 1992.
2.Glasenapp,H.v.:“Die fьnf groЯen Religioen.-Dьsseldorf:Eugen Diederichs
Verlag,1952ь.ц
3. Лингвострановедческий словарь.Германия.
Страницы: 1, 2